Es ist das Jahr 2025 oder Jahr 5 a.C. (after Corona). Corona ist als solches immer noch existent und vorhanden, aber mittlerweile hat es die Menschheit gut im Griff und es gibt nur noch selten schwere bis tödliche Verläufe. In der Gesellschaft und der Politik wird immer über Aufarbeitung gefaselt und sind wir mal ehrlich es wird in Bezug darauf sowie so nichts mehr passieren. Damit ich aber für mich endlich ein Siegel unter das Thema machen kann, persönlich & psychisch, schreibe ich diesen Blogpost…

Feiern:

Am 14.03.2020 spielte ich damals meine vorerst letzte Hochzeit für 2020. Die Pandemie stand am Anfang, es wurden immer mehr Tote gezählt die am oder mit dem Corona Virus gestorben sind. (die Wechselwirkung des Virus mit anderen Erkrankungen oder Vorbelastungen sind bis zum heutigen Tage noch nicht erforscht) An einen Impfstoff wurde noch nicht gedacht, niemand kannte sich aus (wie auch, war ja ein neuartiges Virus), Tests gab es noch keine zuverlässigen und es wurde alles immer seltsamer. An dieser letzten Hochzeit habe ich mich dann mit Corona infiziert und es war kein leichter Verlauf und es war kurz vor Krankenhaus, würde man heute sagen. Es blieb auch nicht das einzigste mal (dreimal insgesamt), trotz Impfung in den Jahren darauf und bis heute habe ich mit den Nachwirkungen zu tun. Von Lungenfunktionstests alle drei Monate bis hin zu Asthma Schulungen und den leichten psychischen Knacks den man nur durch Therapien beheben kann, vielleicht… Dafür möchte ich kein Mitleid, es würde aber schon reichen wenn die beiden fahrlässigen Brautpaare bei deren Hochzeiten ich mich in 2021 und 2022 jeweils nochmal angesteckt habe, zumindest davon erfahren und vielleicht Ihr Gewissen (falls vorhanden) Ihnen einfach nur einmal bewusst werden lässt wie fahrlässig und egoistisch sie damals gehandelt haben und ich dafür einen Preis zahle der sich auf meine Lebensqualität bis heute auswirkt…

Menschlichkeit:

Leider wurde ich darin bestätigt, das Menschlichkeit, Rücksichtnahme und Empathie sehr weit hinter dem persönlichen Egoismus, dem ICH zuerst Drang und der Selbstdarstellung kommen. Denn nach Ausbruch der Pandemie haben sich viele Menschen in meinem Umfeld um 180 Grad gedreht und man konnte Ihre wahren Absichten und Ihr wahres Wesen erkennen. Klar auch ich habe mich verändert und auch wenn ich manche Vorschriften und Regeln nicht wirklich als sinnvoll erachtete, habe ich dennoch mich daran gehalten um weder mir oder der Gesellschaft zu schaden.

Nachdem im Jahr 2020 der erste Lockdown kam habe ich für mein selbstständig Tätiges künstlerisches Umfeld eine Webseite (musik4muenchen.com – mittlerweile dicht) aus dem Boden gestapft um in diesen damals ungewissen Zeiten Sichtbarkeit zu zeigen. Auch wenn hierüber die ein oder andere Anfrage für die unterschiedlichen Mitwirkenden gekommen ist (in welcher Form auch immer, da von meiner Webseite aus direkt mit den jeweiligen Künstlern Kontakt aufgenommen werde konnte), war es doch eher ernüchternd zusehen, das es keinen Zusammenhalt gab und das es auch niemanden interessierte als ich in 2024 die Webseite vom Netz nahm. Schnell haben sich über die Zeit einzelne Gruppierungen gebildet die selbst etwas inszeniert haben, immer mit dem Hauptgrund sich als Macher oder Rettungsanker zu präsentieren. Keine dieser Gruppierungen hat es je geschafft eine ganze Branche oder zumindest mal einen Großteil zu vereinen. Es wurden eher sogar bewusst Gruppierungen und Einzelpersonen ausgeschlossen, was im Umkehrschluss schleichend dazu führte das man sich im Jahr 2025 mehr den je in Grabenkämpfen und Rivalitäten bewegen muss. Langfristiges denken war ja noch nie die stärke der Spezies Mensch…

Gerechtigkeit:

Als die ersten Lockdowns kamen hat die Politik auch sehr schnell finanzielle Soforthilfen an den Start gebracht. Hier muss ich mal sagen das dies für mich gut gelaufen ist, da ich als DJ schon seit 2015 Kartenzahlung anbiete und somit immer eine saubere Buchführung hatte und immer noch habe. Hingegen viele DJs die es als Nebenjob machen, sprich irgendwo in einem festen Arbeitsverhältnis standen mit Arbeitsvertrag, auch hier die Soforthilfen beantragt haben und auch bekommen haben. Da stellt sich mir die Frage WARUM? Klar, den über Jahrzehnte gewachsene Sumpf der Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung in der Gastronomie und der mobilen DJ Branche für Hochzeiten und Geburtstage zu diesem Zeitpunkt nur im Ansatz zu überblicken war dem Staat nicht möglich und so wurde einfach fleißig ausgezahlt ohne die Richtigkeit der Ansprüche zu prüfen. Auch Gastronomen haben sich hier mit der Hilfe von findigen Steuerberatern zum Teil Ihre gesamte Lokalität mit Hilfe der Corona Soforthilfen modernisiert ohne Überprüfung der Notwendigkeit. Und die festangestellten (in einem anderen Beruf) Künstler und DJs haben sich ins Fäustchen gelacht. 

Schnell war aber klar, das hier der Staat irgendwann mal das ganze nachprüfen wird und Rückzahlungen fordern wird. Aber bis zum heutigen Tag ist diese Kapitel der Pandemie noch nicht beendet weil noch Urteile von Gerichten ausstehen und ehrlich gesagt habe ich hier wenig Hoffnung das die auf beiden Augen blinde Justizia hier plötzlich das Augenlicht wieder erlangt und den finanziellen Schaden den diese gierigen und rücksichtslosen Zeitgenossen der Gesellschaft auferlegt haben (denn das Geld fehlt nun an entscheidenden Stellen) zu berichtigen und nur einen Hauch von Gerechtigkeit der gespaltenen (leider zurecht) Gesellschaft zurück geben kann…

Gesellschaft:

Am Anfang der Pandemie waren die Gräben in der Gesellschaft noch nicht so tief und groß wie 5 Jahre danach. Zuerst war man fassungslos, schockiert und verunsichert. Als dann aber immer mehr Regeln, Maßnahmen und Vorschriften kamen spaltete sich zunehmend die Gesellschaft. Nicht aber in schwarz und weiß, nein viel differenzierter. Da gab es in meinem Umfeld Hochzeitsplanerinnen die sich, nach Jahre langer guter Zusammenarbeit plötzlich nicht mehr meldeten auch nach mehrfachen Kontakt versuchen nicht oder Locations denen die DEHOGA Vorgaben zu diesem Zeitpunkt milde gesagt scheißegal waren und die Desinfektionsspender nur Attrappen waren um bei Kontrollen den Anschein zu waren. Jegliches verhalten wurde genauestens beobachtet, ja auch von mir (Reisen oder Urlaub war für mich zu der Zeit ein no go, für viel andere nicht und hat es Euch was gebracht, außer das Ihr Euch cool fühlen konntet? NOPE) und je nachdem wie der Gegenüber die Situation beurteilt hat wurde entschieden ob man mit demjenigen noch weiter etwas zu tun haben möchte oder nicht. Das hält bis heute an und ja auch bei mir, denn Fakten verweigere, Schwurbler, Dummschwätzer oder sonstige no brainer haben bei mir keine Chance mehr.

Das war nur ein winziger Ausschnitt aus meiner sozialen Blase und jeder der in der Zeit der Pandemie nur zum Einkaufen oder auch nur zum spazieren Gehen mit der unbekannten Außenwelt Kontakt aufnehmen musste, hat sicherlich viele Erfahrungen gemacht, die einem den Kopf schütteln haben lassen…

Verständnis:

Ein Punkt der immer weniger wurde je länger die Pandemie dauerte, auch bei mir. Ich habe jedem meiner Kunden Verständnis entgegengebracht, der nicht feiern wollte unter Auflagen und Vorschriften, denn es gibt Zeiten zu feiern und damals war nicht wirklich eine davon. Dennoch die wenigen Feiern die statt fanden wurden, bis auf zwei (siehe oben) unter allen Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt und man hatte dennoch Spaß und eine gelungene Feier. (Und auch eine kurze Auszeit von all dem Pandemie Wahnsinn)

Das es nach Corona nicht mehr so weiter gehen kann und konnte war mir schon in 2021 bewusst, vielen ist dies bis heute nicht und so habe ich für manche Anfragen kein Verständnis mehr bzw. es gibt einfach Veranstaltungsparts die ich so wie vor Corona in der jetzt Zeit nicht mehr mache. Ich kann es verstehen das es Menschen gibt die in Ihrer „früher war alles besser Blase leben“ und das gerne auch so beibehalten wollen. (Sieht man sehr gut an den Kundenplaylisten die seit Corona gefühlt nur noch aus 90er Songs bestehen oder Tracks beinhalten die man entspannt auf dem Sofa zu Hause hören kann aber nicht auf einer Party) Das sind dann aber leider nicht mehr meine Kunden, denn ich möchte mich geschäftlich, musikalisch weiterentwickeln und auch menschlich.

In Zeiten des Klimawandels, des zunehmenden Verkehrs auf unseren Strassen ist es finde ich nicht mehr sinnvoll für eine Hochzeit 120-150 Personen in ein anderes Land zu verfrachten incl. Dienstleister. Sorry Leute die Zeiten sind leider vorbei außer man hat das nötige Kleingeld da ist es dann eher schick zu feiern „like it´s 1999“… Na wer von den Streaming Algorithmen Lemmingen hat die kleine Text Zeile diese Klassikers erkannt…? 

Vertrauen:

Es wurde sehr viel davon zerstört, auch bei mir. Deswegen sind Kooperation oder gar Zusammenarbeit aktuell in Deutschland nur schwierig möglich und beinhalten immer viele Gespräche und Erklärungen. Interessanter weise sind die Menschen in anderen Länder schneller und besser aus der Corona Krise gekommen als wir hier. Das mag vielleicht daran liegen, das man in anderen Ländern schneller einen Schlussstrich drunter gezogen hat und man hier ohne Vorbehalte wieder Zusammenarbeitet, ohne Nachtragend zu sein, was hier immer noch schwierig ist. 

Auch für mich ist es nicht einfach, denn ich habe mich aus allen DJ Gruppen zurück gezogen und arbeite nur noch partiell mit einzelnen Kollegen zusammen denen ich noch vertrauen kann. Denn wenn man in DJ Gruppen in denen man als einziger hauptberuflicher DJ und Musikproduzent ist und der Rest der Mitglieder in gut dotierten Festanstellungen bei DAX Konzernen oder ähnliche tätig sind, weder respektiert, verstanden noch eine gerechte Verteilung der Auftragsanfragen erwarten kann, muss man einfach (Achtung jetzt kommt einer meiner Lieblingssätze) die schmerzhafte Neubewertung der Situation vollziehen und dem ganzen den Rücken kehren… Bye Bye Motherf*****s…

Neuanfang:

Mir war schnell klar, das es auch wenn ich das gerne gehabt hätte, so wie vor Corona nicht weitergehen wird. Das hat diverse Gründe, die ich zum Teil oben beschrieben habe, aber es sind auch Veränderungen die von den Menschen, der Politik und der Gesellschaft ausgehen. Von den Lautstärke Vorgaben in Urbanen Lebensräumen der EU, über weniger Hochzeiten bei der jungen Genration bis hin zum veränderten Ausgehverhalten der selbigen geht es einfach nicht weiter wie vor Corona.

Man muss sich als DJ neu erfinden, neue Wege gehen, neue Möglichkeiten ausnutzen um hier wieder wie vor Corona davon gut leben zu können. Nur mit darauf zu hoffen das es wieder besser wird, kann es auch nicht besser werden. Denn ich denke das wir in 2025 wirtschaftlich die Talsohle noch nicht erreicht haben, da Deutschland systematisch abgehängt wird an vielen Fronten. Nur wer sich anpassen kann wird bestehen bleiben und ich habe für mich die Weiterentwicklung vorangetrieben, unnötigen Ballast über Bord geworfen damit ich Platz und Kapazitäten habe für neues. 

Neues hat es in Deutschland aber nicht immer leicht und einfach, darauf habe ich mich schon eingestellt und wenn der Rest der Republik nun endlich noch alle Faxgeräte einmottet und sich neuer Technologien und Gegebenheiten schneller anpasst und öffnet, haben wir alle Chancen die letzten 5 Jahre hinter uns zu lassen und mit neuem Mut, Vertrauen und Hoffnung aus dieser Welt einen besseren Platz zu machen als vor Corona…

Seit Ihr dabei…?

PS: An dieser Stelle ein riesiges Danke an meine Lebensgefährtin und Partnerin und das wir in diesen Zeiten immer an einem Strang gezogen haben… ILY…