Die „Spotify Wrapped 2025“-Charts sind wie jedes Jahr ein faszinierender Spiegel unserer Hörgewohnheiten und auch eine Art des digitalen Schw*** Vergleich – aber eben nur unserer Hörgewohnheiten, nicht unseres Tanzverhaltens. Viele der beliebtesten Songs des Jahres haben beeindruckende Streaming-Zahlen, dominieren Playlists, gehen viral auf TikTok oder begleiten uns im Alltag. Doch sobald man sie im Club einsetzt, passiert oft: nichts. Der Dancefloor bleibt leer, die Energie bricht ein – und der DJ fragt sich, wie ein Track mit 300 Millionen Streams so wenig Groove haben kann.
Warum ist das so? Und welche Songs sind typische Beispiele?
Streaming ist nicht Club – zwei völlig verschiedene Welten
1. Streaming-Songs werden für „Momente“ produziert, nicht für Energie
Immer mehr Hits entstehen in einem Ökosystem, das auf Reels, TikTok-Clips oder kurze Hook-Momente optimiert ist. Die Songs müssen schnell funktionieren, sofort hängen bleiben und oft emotional oder lyrisch stark wirken.
Auf der Tanzfläche braucht es aber Energie, Aufbau, Groove und repetitiven Flow.
Beispiele 2025 aus Spotify Wrapped:
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Tate McRae – „greedy“ (2024/2025 immer noch weit oben)
Perfekt fürs Mitsingen, aber im Club oft zu poppig, zu wenig Drive. -
Djo – „End of Beginning“
Emotionaler Viral-Hit, aber rhythmisch zu soft, zu wenig Kick für die Tanzfläche.
2. Streaming-Hörer konsumieren Musik passiv – Tänzer wollen körperliche Aktivierung
Beim Streaming sitzt man im Zug, läuft zur Arbeit oder hängt auf der Couch. Man sucht oft entspannte Musik, melancholische Pop-Hits oder atmosphärische Indie-Vibes.
Im Club dagegen will man Körperlichkeit, Bass, Schub, klare Kicks.
Darum funktionieren ruhige Hits wie
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Billie Eilish – „Birds of a Feather“
nicht auf dem Dancefloor – obwohl sie Spotify dominiert haben.
3. TikTok = Hit ≠ Tanzbarkeit
Viele Songs werden durch 12 Sekunden Clip-Viralität groß.
Fürs Tanzen reicht das nicht. DJs brauchen keine Hook, sondern Struktur.
Beispiele:
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Sabrina Carpenter – „Espresso“
Ultra-viral, super catchy – aber der Groove ist zu brüchig für eine volle Tanzfläche. -
Doja Cat – „Demons“
Stark aufgebaut für Videos, aber für Clubs rhythmisch zu sprunghaft.
4. BPM, Struktur und Mixing sind entscheidend
Top gestreamte Songs liegen 2025 häufig im Bereich von 70–95 BPM oder 130+ BPM ohne Club-Groove.
Doch Clubmusik (House, Techno, Afro House, Melodic Techno) bewegt sich meist bei 118–130 BPM, gleichmäßig, vorhersagbar mixbar.
Viele Pop-Songs sind
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zu kurz (2 Minuten),
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haben keine stabilen Drum-Loops,
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und brechen nach jeder Strophe komplett weg.
Perfekt für Streaming – katastrophal für DJs.
Was auf der Tanzfläche wirklich funktioniert
Clubtaugliche Tracks haben:
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konstanten Groove
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klare Drums
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Mixbarkeit
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Aufbau und Drop
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längere Instrumentalparts
Einige Beispiele von Songs, die 2025 in Clubs funktionieren – obwohl sie nicht in Spotify Wrapped Top 20 auftauchen:
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Fisher – „Take It Off“
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Anyma & Chris Avantgarde – „Eternity“
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John Summit – „Shiver“
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Azzecca – „Other Side“
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Mochakk – „Jealous“
Diese Titel haben im Club oft mehr Power als die größten Pop-Hits des Jahres.
Fazit: Die Charts sagen nichts über die Tanzfläche aus
Spotify Wrapped 2025 zeigt, was Menschen gerne hören, aber nicht, wozu sie tanzen.
DJs müssen deshalb weiterhin kuratieren, filtern, testen – und das Publikum lesen.
Und genau darin liegt der Unterschied:
Streaming ist privat. Club ist kollektiv.
Und der Dancefloor folgt seinen ganz eigenen Gesetzen.


