by Rovert James Perkins
Nach den Feiertagen kann einem schon mal der Kaffee ausgehen und da ich schon öfter und immer wieder gerne für emilo Kaffee als DJ gespielt habe und auch deren Kaffeemischungen sehr sehr gut finde, wollte ich mich gestern auf den Weg machen um Nachschub zu holen. Da emilo auch zwei Shops in München betreibt und ich mich schon auf die Bohne meiner Begierde gefreut habe, war ich dann doch etwas erschüttert als ich am Shop vor verschlossener Tür stand. Der Grund dafür hat mich dann noch mehr schockiert…
Hier das Statement von der emilo Homepage:
emilos Herz hört auf zu schlagen!
Liebe emilo Familie,
München, den 21.12.2022
nach über zehn wunderbaren Jahren und unzähligen unvergesslich schönen Momenten ist endgültig Schluss mit emilo – und dies ungewollt!
Hintergrund für dieses plötzliche Aus ist, dass die Räumlichkeiten unserer Rösterei – das Herzstück von emilo – trotz bestehenden und langfristigen Mietvertrag durch eine Immobilienentwicklungsgesellschaft als neue Eigentümerin des Grundstücks, mehrere Jahre vor Ende der vereinbarten Laufzeit gekündigt wurden und sich diese nunmehr entschieden hat, trotz des daraus resultierenden und noch nicht beendeten Rechtsstreits sowie intensiv geführter Vergleichsgespräche, in für uns nicht nachvollziehbarer Weise und letztendlich völlig überraschend am 19.01.2023 die Zwangsräumung (juristisch: Besitzeinweisung) durchführen zu lassen.
Aus diesem Grund sind wir leider nicht mehr in der Lage, unserem grundlegenden Betriebszweck, nämlich schlichtweg dem „Rösten von Kaffee“ nachzukommen.
Wir bedauern dies ausgesprochen – vor allem vor dem Hintergrund, dass wir emilo mit der Idee und dem Wunsch betrieben haben, Menschen mit dem Genuss von hochwertigem und gutem Kaffee, Freude zu schenken. Zumindest ist uns dies über die letzten mehr als zehn Jahre gelungen und wir durften gemeinsam mit Euch sehr viele herrliche Momente erleben. Aus diesem Grund werden wir auch immer gerne mit einem großen Lächeln an diese Zeit zurückdenken. So sind auch die gemeinsamen Erfolge unzählig, allen voran der Titel der Besten Kaffeerösterei 2018 – dem „Röster des Jahres“.
Unser Lächeln und die positive Kraft der letzten Jahre, stützen uns nun in den kommenden sehr traurigen und bewegenden Wochen. Denn wir sind uns sicher, es wird eine Zeit brauchen, um zu realisieren was, wann, wie und warum dies passiert ist.
Das ganze Statement findet Ihr HIER…
Mein erster Gedanke war „fuck wo krieg ich jetzt guten Kaffee her?“, denn Dinzler ist für mich keine Option aus den verschiedensten Gründen und so hoffe ich das es vielleicht nach einer kleinen Pause, doch wieder mit emilo weitergehen wird…
Erst am 01.05.2022 haben wir das zehnjährige Jubiläum gefeiert und es war ein tolles Fest. Wie all die anderen auch, bei denen ich dabei sein durfte und umso mehr trifft mich das ganze auch, denn vor allem menschlich war es immer eine tolle Zusammenarbeit.
Eure Stimme soll gehört werden…
Es wurde auch eine Petition gestartet um auf die Situation aufmerksam zu machen und ich würde Euch alle bitten hierbei mit zumachen und vielleicht gibt es doch eine Chance das emilo wieder weitermachen kann an einem anderem Produktionsstandort.
Da ich das Areal und auch die Rösterei kennen ist es sehr schade, das ein weiteres Areal das über Jahrzehnte generisch gewachsen ist nun der Gentrifizierung zum Opfer fällt.
Gentrifizierung nimmt wieder fahrt auf…
Im September 2022 war ich lustiger weiß nur fünf Hausnummern weiter, denn hier hat Design Offices in dem neuen Urbanen Areal „Die Macherei“ eine neue Destination auf gemacht. Hier sind auch in kurzer Zeit neue große Bürogebäude entstanden (braucht München eigentlich nicht dringender Wohnungen als Büros?) die zwar sehr schick aussehen aber leider drumherum den Charme einer Filmkulisse versprühen. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum hier nicht alter Gebäude Bestand saniert wird und mit neuen Bauten zu einem lebendem Areal kombiniert wird wie man es ja sehr gut auf dem ehemaligen Kunstpark Ost – Pfanni Gelände geschafft hat.
Auf dem Gelände des ehemaligen Togal Werkes sieht es leider so aus das man den einfachsten und bequemsten Weg geht und Altbestand abreißt, um neue „nachhaltig – zertifizierte“(da bin ich gespannt wieviele deutsche mittelständische Baufirmen davon profitieren werden, wahrscheinlich wegen dem Kostendruck wieder nur sehr wenige und ausgewählte, da Neuplan sehr vom bayerischen Staat hofiert wird – nennen wir es mal so) Neubauten, die wieder mal aussehen wie jeder andere Neubau der zur Zeit in München gebaut wird, subventioniert aus dem Boden zu stampfen.
Stadtplanung nur für neues Gewerbe…
Deshalb muss auch altgedientes und gewachsenes aus der Stadt verschwinden. Nur wird leider vergessen, das dadurch Lebensqualität (für die Bewohner aber natürlich nicht für die Firmen die dann die Bürokomplexe mieten) und vor allen dingen Flair verloren geht, was das besondere und einzigartige jeder Stadt ist. So werden die Metropolen zu austauschbarem Kulissen der Arbeitswelt und man wird irgendwann in naher Zukunft nur noch an Hand der Sprache oder des Dialektes erkennen wo man sich gerade befindet. Weil sich die Metropolen dieser Erde, architektonisch immer mehr angleichen werden. Okay in New York sind die Gebäude dann halt etwas höher und in Deutschland dafür niedriger, aber optisch sieht das hohe Gebäude genauso aus wie das niedrigere Gebäude.
Auch wenn man das ganze auf dem Gelände der ehemaligen Togal Werke nicht mehr stoppen werden kann, so kann aber dennoch durch die Unterstützung von emilo Kaffee, vielleicht das Augenmerk mal wieder auf lokale Dinge die nicht richtig laufen gelenkt werden und vielleicht ergibt sich ja doch durch Zufall etwas für emilo Kaffee, damit diese Marke und vor allem der sehr gute Kaffee nicht doch noch für immer in die ewigen Kaffeebeutel Biotonnen Jagdgründen dahin scheidet…
Ich wünsche der Familie Klemm alles gute und haltet durch denn wenn eine Tür zu geht, geht meist eine neue wieder auf…